Czernowitz (1895)

Gasth.: Adler am Ringplatz; H. Central, Rathhausstr. 6; Kronprinz v. Österreich, Goldnes Lamm, beide Siebenburger Gasse; Hot. Weiß, Ringplatz (night billig); H. de Moldavie, Lemberger Gasse. -H. de Paris, Ecke von Lemberger Gasse u. Ringplatz; Goldne Birne, Siebenburger Gasse, beide 3. Ranges.

Restaurationen in den 3 erstgen. Hotels; außerdem Maier's Bierhaus, Bischofsgasse, neben Hot Adler; Restaur. im neuen Musikvereinsgebäude, Mehlplatz; guter Moldauer Wein u. kaltes Frühstück in den Weinstuben der Spezereihandlungen Tabacar und Paczenski, am Ringplatz.-Cafes: C. de 1'Europe, Herrngasse; Wilckens, Herrngasse (im 1. Stock das Casino; Fremde können eingeführt werden); C. Wien, Lembergergasse; Bab (auch Restaur.) und Zakrewski, Siebenbürgergasse; C. du Theatre beim Hot. Moldavie; Tesarz (auch Conditorei), Ringplatz.

Bader. Wannen- und Dampfbäder im Sofienbad, russische Gasse, und im Terkenbad am Türkenbrunnen. Das stadt. Bad im Volksgarten ist nur im Sommer geöffnet. Flnßbäder im Pruth zunächst der Brücke.

Czernowitz, die Hauptstadt der Bukowina, liegt an und auf einer Anhöhe am r. Ufer des Pruth, über den parallel mit der Eisenbahnbrücke eine neue Straßenbrücke führt. Die Stadt hat (einschließlich der weit ausgedehnten Vorstädte) 54040 Einw. (über 16000 Juden), ist Sitz der Landesregierung der Bukowina, eines griech.-orient. Erzbischofs und Consistoriums, des Landesgerichts, sowie einer Universität (s. unten).

Von den Gebäuden der Stadt (sämtlich neuern Ursprungs) ist das hervorragendste die ersbischöfl. Residenz, auf dem sog. Bischofsberge am Ende der Bischofsgasse, ein imposanter Ziegelrohbau im byzant. Stil, nach Hlawka's Plänen 1864-75 errichtet. Im Innern (Führung durch den Kastellan) namentlich der prächtig dekorierte Festsaal sehenswert; vom Turm hübsche Aussicht allf Stadt und Umgegend.

Die Kirchen von Czernowitz sind wenig bedeutend. Die größte ist die griech.-oriental. Kathedrale am Franz-Josefsplatz, ein Kuppelbau nach dem Muster dor Isaakskirche in St. Petersburg, 1864 vollendet. An der Ecke der Armenier- und Schlangengasse die hübsche armenisch-kathol. Kirche, im gemischten gotisch-roman. Stil, 1875 eingeweiht. Die römisch-kath. Pfarrkirche in der Lembergergasse, die griech.-kath. (gewöhnlich russische oder ruthenische) Kirche in der russischen Gasse, die evang. Kirche in der Bischofsgasse und die neue griech.-oriental. Parascewakirche bieten nichts Bemerkenswertes. Hervorragender ist der neue Jüdische Tempel, ein schöner Bau im maurisch-oriental. Stil, nach Zachariewicz's Plänen 1877 vollendet, mit weithin sichtbarer Kuppel; Inneres geschmackvoll ohne Überladung.

Die Universität, 1875 zur Säcularfeier der österreich. Besitznahme der Bukowina eröffnet (ohne medicinische Facultät), hat c. 250 Hörer. Die Vorlesungen finden zum Teil im Pädagogium in der Bischofsgasse statt, zum Teil im Priesterhause bei der Residenz, wo auch die naturwissenschaftl. u. a. Sammlungen.

Auf dem Austriaplatz das zur Säkularfeier 1875 (s. oben) errichtete Austria-Monument, nach Pekary's Entwurf, die Marmorfigur der Austria auf mit Bronzereliefs und Inschriften geschmücktem Sockel von grünem Karpatensandstein -In der Schulgasse das hübsch ausgestattete neue Stadttheater (im Sommer geschlossen) .

Am Südende der Stadt der viel besuchte Volksgarten (Eisenbahnhaltstelle) mit schattigen Anlagen; in demselben das Schützenhaus mit Restauration, das städt. Badhaus und s.w. der botan. Garten. Andere hübsche Spaziergänge auf den Bischofsberg zum Banaiden-Wäldehen mit Aussicht auf die Stadt; zum (3/4 St.) Wäldchen von Horecza (bei der interessanten alten Kirche schöner Blick über das untere Pruththal), etc.


From: K.Baedeker, Österreich, Handbuch für Reisende. Leipzig: Verlag von Karl Baedeker, 1895
 
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